Werte – die großen Unbekannten
In unserem letzten Artikel ging es um das Kompetenzmodell und seine Bestandteile. Den Kern des Modells bildet die „Persönliche Kompetenz“. Ein wichtiger Bestandteil der „Persönlichen Kompetenz“ sind Werte. Werte bilden zusammen mit unseren Motiven die Grundlage für unser Verhalten.
Haben Sie sich einmal mit folgenden Fragen beschäftigt?
- Was ist Ihnen, unabhängig vom Kontext (Situation oder Thema), wichtig im Leben?
- Was ist Ihnen in Bezug auf Ihre Arbeit/Aufgabe wichtig?
- Welche Werte spielen in ihrem Leben eine besondere Rolle?
Nein? Dann befinden Sie sich in guter Gesellschaft. Unsere Arbeit mit Kunden beginnt oft genau mit diesen Fragen. Die Erfahrung zeigt, dass es nur wenige Menschen gibt, die in diesen Fragen spontan auskunftsfähig sind. In der Regel hören wir mehr oder weniger lange Ausführungen, deren Zusammenfassung einen Wert darstellen könnte.
Sie fragen sich vielleicht, ist das denn so wichtig?
Die Definition des Begriffs „Wert“, lautet wie folgt:
Ein Wert ist Orientierung für Verhalten bzw. die Grundlage für die Entwicklung von Handlungen.
Was also kann passieren, wenn wir uns unsere Werte nicht bewusst gemacht haben bzw. sie nicht kennen? Was kann passieren, wenn wir vielleicht Werte nennen können – aber deren individuelle Bedeutung für uns nicht geklärt haben? Wir alle handeln jeden Tag. D.h. wir orientieren uns an Werten.
Bei Unklarheit in Bezug auf die obengenannte Fragen kann es sein, dass wir uns an Werten orientieren, die gar nicht unsere sind. Oder wir entwickeln durch die ungeklärte Bedeutung unserer Werte Handlungen, die uns nicht das gewünschte Ergebnis bringen.
Ein weiterer Aspekt ist die Tatsache, dass ich einen Menschen dessen Werte ich nicht kenne, nur auf der Grundlage seiner Handlungen mit seinen Werten in Verbindung bringen und beWERTen kann. Wenn Menschen sich also nur aufgrund ihrer Handlungen bewerten und die dahinterliegenden Werte nicht kennen, und damit außer Acht lassen – ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass sie sich falsch verstehen.
Nachdem Sie bis hierhin gelesen haben, fragen wir Sie: Glauben Sie, dass es wichtig ist sich mit den eigenen Werten auseinanderzusetzen? Unsere Kunden beantworten diese Frage mit einem klaren JA.
Ein Beispiel aus der Praxis:
Im Unternehmen gibt es einen Wert ‚Kooperation‘. Kooperation bedeutet, es ist erwünscht, dass Entscheidungen gemeinsam getroffen werden.
Nehmen wir an, einer Ihrer – Ihnen möglicherweise unbekannten – Werte wäre ‚Freiheit‘. Freiheit bedeutet, es ist für Sie hoch attraktiv, Entscheidungen eigenverantwortlich und ohne Absprache mit anderen zu treffen.
Was kann passieren? Entweder sie entsprechen dem Wert ‚Kooperation‘ und entwickeln Handlungen, die für sie alles andere als attraktiv sind – oder sie orientieren sich an ihrem Wert ‚Freiheit‘ und werden mit Sicherheit in Konfliktsituation geraten. Beide Ergebnisse können Sie erst sinnvoll reflektieren, wenn Sie ihre Werte und die der anderen kennen. Dann aber sind sie sofort handlungsfähig in Bezug auf eine mögliche Veränderung ihres Verhaltens und die Entwicklung alternativer Handlungen.
In der Kulturentwicklung, in Coachings oder Workshops ist die Identifizierung individueller und kollektiver Werte für Kunden besonders wertvoll und erkenntnisreich. Spätestens jetzt wird die Richtung der Entwicklung neuer, alternativer Verhaltensweisen sehr klar. Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit sind wiederhergestellt.
Wo ist der übergeordnete Zusammenhang zum Thema Kulturentwicklung?
Kultur entwickelt sich durch Handlungen einer Gruppe von Menschen.
Deswegen ist es für Menschen, die sich mit dem Kulturbegriff auseinandersetzen, wichtig zu wissen, wie Handlungen entstehen. Dafür braucht es das Verständnis welche große Rolle die Werte für Handlungen spielen.